Nov 08

“Mein Hund heißt Hans” stand auf der Schallplatte, die mir vor einiger Zeit ein Freund zum anhören mitgab. Von 1969 war die Scheibe, auf dem Cover eine Blondine und irgendwie wusste ich gar nicht was mich da erwartet. Tonnadel aufgesetzt, Lautstärke hochgedreht und… – ich kam minutenlang nicht aus dem Lachen heraus. Was Peter Lauch da in den wilden Sechzigern ins Mikro trällerte ist wirklich anzüglich, dreckig,… – aber irgendwie cool. Gäbe es die Scheibe im iTunes-Store, sie würde wohl einen roten Sticker “Explicit” für jugendgefährdende Inhalte tragen. In den 60`ern wurden Peter Lauchs Scheiben laut Wikipedia nur unter dem Ladentisch verkauft und waren mit einer Altersfreigabe ab 21(!) Jahren belegt.

Mein Kumpel hatte das gute Stück Vinyl auf einer Platten-Auktionsparty ersteigert. Jeder konnte für ein paar Cent auf die aktuell gespielte Platte mitbieten und wenn es kein Gebot gab, so wurde die Scheibe zerbrochen und auf die Tanzfläche geworfen. Das konnte mein Kumpel nicht ertragen und so kam es, dass dieses “Meisterwerk” gerettet wurde. Lauch´s Platten kann man mit Sicherheit als Kult bezeichnen, noch dazu sind sie ein hochbegehrtes Sammlerobjekt, bestimmte Scheiben gibt es nur noch über japanische Sammlerseiten.

Doch wann wird Musik Kult und wann ist sie peinlich? Wie ist es z.B. mit “Liebe Mutter… Ein Blumenstrauß, Der Nie Verwelkt“, Heinos großer Charthit von 1972. Möchte ich mir nur ungern anhören, aber das Cover allein wäre mir schon ein paar Euro wert. Ist das Kult oder nur Kitsch?

Ich denke, dass Songtexte genau wie der gute Geschmack extrem vom Zeitgeist bestimmt werden. Was Menschen vor 30 Jahren noch zu Tränen der Rührung brachte kann heute schon als pathetischer Singsang gelten und bestenfalls noch als Lachnummer auf einer Party taugen. Im Allgemeinen scheinen aber Pathetik und Klischeehaftigkeit tödlich für die langfristige Zukunft eines jeden Songs zu sein.

Letzendlich entscheidet aber immer allein der eigene Bauch ob sich Musik in den Gehirnwindungen verfängt und einen vielleicht den Rest des Jahres oder des Lebens begleitet. Und egal ob Punkrock oder Klassik, die Musik muss einem persönlich einfach etwas bedeuten und mehr sein als die Summe der Töne und ein Konglomerat aus Wortfetzen.

Einen Konsens über gute Musik zu finden ist deshalb wohl ausgeschlossen und lädt vortrefflich zum Streiten ein. Viele (mich eingeschlossen) lesen im Spiegel die Rubrik “Abgehört” von Jan Wigger und schätzen den guten Mann als totalen Musiknarr, als Fels in den Wogen der marketinggesteuerten Pop-Star-Eintagsfliegen-Kultur. Wer ihn dann mal live in seiner Reihe “Pretty Things” im Grünen Jäger Hamburg auflegen sieht wird sich wundern. Mit Freude und breitem Grinsen spielt er dann gerne einmal eine Kakophonie an peinlichen, eigenartigen Songs die man normalerweise vor seinen Freunden verstecken würde.

Aber die Gäste sind definitiv seine Freunde und vielleicht ist das seine Botschaft: Einfach mal den guten Geschmack als das zu definieren was Spaß macht, egal was der Rest der Welt davon hält. Jeder Song hat verdient, dass ihn jemand mag. Na gut, vielleicht mit Ausnahme von “Hooked on a Feeling” von David Hasselhoff. Hier das zugehörige Video welches ich übrigens für das absolut schlechteste der Pop-Geschichte halte:


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