Sep 10

Nicht nur Berlin hat einen Spreehafen, nur 3 km von der Innenstadt entfernt und begrenzt durch Hafenanlagen im Norden und dem Wohngebiet von Wilhelmsburg im Süden befindet sich Hamburgs gleichnamiges Areal. Früher lagen dort Schiffe zur Überwinterung, davon zeugen heute noch alte verrostete Bootsrümpfe am Ufer, die mittlerweile von Enten und Gestrüpp in Besitz genommen worden.

In den nächsten Jahren wird sich hier viel verändern. Erstes Zeichen des Wandels waren Wohnboote die sich am südlichen Ufer ansiedelten. Durch den eisernen Vorhang des alten Zollzauns vom Rest Wilhelmsburgs getrennt entwickelte sich hier eine ganz eigene Wohnkultur. Aufgrund fehlender rechtlicher Grundlagen darf hier eigentlich nicht gesiedelt werden, aber selbst der Senat erkannte wohl die Möglichkeiten die sich durch die Neubelebung des alten Hafenviertels ergeben und duldete die Ansiedlung.

Doch mit dem Idyll könnte bald Schluss sein, das Stichwort lautet “Sprung über die Elbe“. Um Wilhelmsburg näher an das Zentrum zu binden und vom Hafenverkehr zu entlasten plant der Senat den Bau einer “Hafenquerspange” – eine Autobahntrasse die A1 und A7 verbinden soll. Im Hamburger Koalitionsvertrag zwischen Grünen und CDU wurde eine “Überständerung” des Spreehafens zwar kategorisch ausgeschlossen, die Wirtschaftskrise mit ihren negativen Folgen für die Hafenwirtschaft könnte diese Aussage jedoch schnell relativieren.

Dabei gäbe es durchaus Alternativen. Bei der Internationalen Entwurfswerkstatt zum “Sprung über die Elbe” im Jahr 2003 wurden Entwürfe gezeigt, die den Spreehafen ähnlich attraktiv wie die Alster erscheinen lassen. Mit reichlich Park- und Grünflächen, Neubauten in ökologischer Bauweise und Platz für Kunst, Kultur und Freizeitaktivitäten. Damit würde geschichtlich ein Bogen geschlagen, denn Wilhelmsburg war nicht immer von der Industrie geprägt.

Spreehafen-Entwurf, Quelle: www.sprung-ueber-die-elbe.de

Im Jahre 1891 eröffnete nur wenige Meter weiter am Reiherstieg “Stübens Volksgarten“, ein großer Park mit Kegelbahn, Sommerzelt, Karussell, Affenhaus, Hirschpark, Biergarten und eigenem Dampfbootanleger. Damals kam man am Wochenende von Hamburg herüber um sich zu vergnügen, heute bewegen sich die Massen in die andere Richtung.

Es bleibt zu hoffen das der Senat Weitblick beweist und nicht nur wirtschaftliche Interessen im Sinn hat wenn es um die weitere Nutzung der Hafengebiete geht. Ein erster guter Schritt wäre die Entfernung des alten Zollzauns, die Legalisierung der Wohnboote und Massnahmen gegen die zunehmende Versandung des Spreehafens. Das 11 Hektar große Areal bietet große Möglichkeiten für Städteplaner,  einen Kontrast zu den schmucklosen Bürotürmen der Hafen City zu setzen.


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Ein Kommentar

  1. T. Setzer schreibt:

    1. Nicht der Senat duldet, sondern HPA. Es ist Hafengebiet. auch wenn die der Stadt gehören, entwickeln sie im Hafen eine Eigenständigkeit, die auch mal beängstigend sein kann.

    2. Die Hafenquerspange in der Variante über den Spreehafen widerspricht dem Sprung über die Elbe Konzept. Es geht um mehr Strasse für mehr LKW. Alles andere sind Seiteneffekte.

    3. Bitte gebt ein Impressum an. Danke.

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